Über den TWSE
Kontext
Der Thesaurus für wirtschaftliche und soziale Entwicklung (TWSE) ist die Dokumentationssprache des Fachinformationsgebietes Entwicklungspolitik / Entwicklungszusammenarbeit. Er wird von entwicklungspolitisch relevanten Bibliotheken und Dokumentationsstellen im deutschsprachigen Raum angewandt. Die Aktualisierung des Thesaurus ist Aufgabe der TWSE-Kommission, welcher derzeit folgende Institutionen angehören:
- Arnold Bergstraesser Institut, Freiburg i.B.
- Bischöfliches Hilfswerk Misereor, Aachen
- Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, Bern
Die Anfänge des TWSE reichen zurück bis in die frühen 1960er Jahre. Bis zur 4. Auflage führte er den Namen « Entwicklungsländer-Thesaurus », ab der 5. Auflage (1971) erhielt er seinen heutigen Namen. Der TWSE erschien zuletzt gedruckt in der 9. Auflage (2009). Seither wird er nur noch online angeboten.
Abzudeckender Bereich
Der vom TWSE abzudeckende Bereich umfasst die Informationsgebiete Entwicklungspolitik, Entwicklungszusammenarbeit und Länderkunde.
Aufbau des TWSE
Der Aufbau des TWSE entspricht weitgehend den in DIN 1463 festgelegten Richtlinien. Er besteht aus einem alphabetischen Teil und einem strukturierten Teil.
- alphabetischer Teil: Der alphabetische Teil enthält sämtliche Deskriptoren mit ihren Äquivalenz-, Hierarchie- und Assoziationsrelationen, ihren englischen, französischen und spanischen Äquivalenten, sowie Nicht-Deskriptoren mit ihren Verweisen.
- strukturierter Teil: Im strukturierten Teil sind die Deskriptoren entsprechend ihrer Anwendungsmöglichkeiten in 19 Felder und 107 Gruppen eingeteilt. Die Ordnung des Vokabulars in Felder und Gruppen soll dem Benutzer einen schnellen Überblick über die jeweiligen Deskriptoren in den verschiedenen Sachgebieten geben.
In das Feld « Allgemeine Deskriptoren » werden diejenigen Begriffe aufgenommen, die so allgemein sind, dass sie in fast alle Felder und Gruppen gehören würden. Für sich allein genommen besitzt ein solcher Deskriptor nur geringen Informationswert, gewinnt aber sehr an Bedeutung, wenn er zur Spezifizierung eines anderen Deskriptors verwendet wird (Beispiel: Anbau, Methode / Hochschule, Reform).
Relationen und Äquivalente
Der Begriffsinhalt eines Deskriptors wird im Wesentlichen durch seine Relationen zu anderen Deskriptoren bestimmt. Assoziative Begriffe erhalten den Vorzug vor hierarchischen Begriffen, bedingt durch die hierarchische Uneindeutigkeit des Vokabulars.
- Hierarchierelation: Der Thesaurus zeigt sämtliche Ober- und Unterbegriffe eines Deskriptors. Die Verweise erfolgen stets reziprok.
- Assoziationsrelation: Die Assoziationsrelation dient zur Kennzeichnung von verwandten Begriffen, die in einer nicht strukturell begründeten Beziehung stehen. Die Verweise erfolgen stets reziprok.
- Äquivalenzrelation: Diese Relation fasst bedeutungsähnliche (Quasi-Synonyme) oder bedeutungsgleiche (Synonyme) Bezeichnungen zusammen. Innerhalb einer Äquivalenzklasse wird eine Bezeichnung zur Vorzugsbenennung erhoben. Von den (Quasi-) Synonymen wird auf die Vorzugsbenennung verwiesen. Umgekehrt werden bei der Vorzugsbenennung die Synonymbegriffe angegeben.
- Fremdsprachige Äquivalente: Die Bezeichnung « Äquivalenz » bringt zum Ausdruck, dass es sich nicht um eine Übersetzung, sondern um eine äquivalente semantische Zuordnung von Begriffsinhalten handelt. Die fremdsprachigen Äquivalente eines deutschen Deskriptors können deswegen von einer Wörterbuchübersetzung abweichen.
Zusätze zu den Deskriptoren
- Einführungsdatum: Das Einführungsdatum gibt an, ab welchem Jahr die Thesaurus-Wörter in der vorliegenden Schreibweise benutzt werden. Diese Angabe ist vor allem als Hilfe für Recherchierende gedacht.
- Notation: Die Notation dient dazu, den alphabetischen Teil mit dem strukturierten Teil zu verbinden. Sie gibt an, welchem Sachgebiet der jeweilige Deskriptor zugeordnet ist. Aufgrund der Polyhierarchie können Deskriptoren Gruppen verschiedener Felder angehören. Der Grossbuchstabe bezeichnet das Feld, der Kleinbuchstabe die Gruppe.
- Scope note: In einigen Fällen muss der Begriffsinhalt eines Deskriptors durch eine Definition näher bestimmt werden, um eine einheitliche Interpretation des Deskriptors zu gewährleisen. Dieser Zusatz ist nicht Bestandteil des Deskriptors. Das gleiche gilt für kurze Erläuterungen, die zum besseren Verständnis beitragen sollen.
Erstellungsregeln für den TWSE
- Abkürzungen und Akronyme: Abkürzungen und Akronyme werden nur benutzt, wenn ihre Bedeutung als bekannt vorausgesetzt werden kann. Die Langform, von der auf die Abkürzung verwiesen wird, wird in solchen Fällen als Nicht-Deskriptor aufgeführt.
- Anglizismen: Es wird der deutsche Begriff bevorzugt. Anglizismen werden nur verwendet, wenn es keine deutschen Entsprechungen gibt.
- Assoziierte Begriffe: Bei der Auswahl der assoziierten Begriffe wird allgemeinen Deskriptoren der Vorzug gegeben. Beispiele werden nur benutzt, wenn sie zum Verständnis notwendig sind.
- Gendergerechte Sprache: Auf gendergerechte Sprache wird verzichtet, der Thesaurus ist eine Kunstsprache.
- Komposita: Zusammengesetzten Wörtern wird nur dann der Vorzug gegeben, wenn ihr Vorkommen besonders häufig ist oder wenn ihre Bestandteile nicht als Einzeldeskriptoren vorhanden sind. Sie werden in ihrer natürlichen Wortfolge aufgenommen.
- Numerus: Im Deutschen wird der Singular eines Begriffes verwendet. Von dieser Regel wird nur dann abgewichen, wenn der Plural eine andere Bedeutung als der Singular hat.
- Schreibweise: Umlaute werden nicht aufgelöst; ß wird als ss geschrieben. Diakritische Zeichen werden gesetzt. Bei den Ländernamen wird die amtliche Schreibweise des Auswärtigen Amtes (Kurzform) bevorzugt.
- Substantivische Wortform: Bei der Aufnahme von Deskriptoren wird grundsätzlich die substantivische Form eines Wortes bevorzugt. Adjektive als Deskriptoren werden nur in Ausnahmefällen zugelassen; in einigen Fällen sind sie Teil von präkombinierten Deskriptoren.
- Zeichensetzung: Der Bindestrich dient der Verbindung zweier Begriffe; runde Klammern schliessen Definitionen bzw. Erläuterungen ein.
Der TWSE basiert technisch auf TemaTres, einer Open Source Software zur Thesaurusverwaltung.
- Erscheinungsjahr: Das Erscheinungsjahr eines Deskriptors ist in einem Kommentarfeld ersichtlich.
- Felder: Felder werden im online Thesaurus dargestellt durch die jeweilige Notation, gefolgt von der Feldbezeichnung, z.B. C Entwicklungspolitik.
- Gruppen: Gruppen werden im online Thesaurus dargestellt durch die jeweilige Notation, gefolgt von der Gruppenbezeichnung, z.B. Ca Entwicklungstheorie.
- Nicht-Deskriptoren: Nicht-Deskriptoren werden im Hauptindex geführt. Mittels eines Siehe-Verweises wird auf den entsprechenden Deskriptor verweisen. Nicht-Deskriptoren werden kursiv dargestellt.
- Scope notes: Scope notes zu einem Deskritptor sind in einem Kommentarfeld ersichtlich.
- Suchfunktion: Die Suchfunktion ermöglicht die Suche nach Deskriptoren, Nicht-Deskriptoren, Feldern und Gruppen. Suchbegriffe werden automatisch trunkiert (rechts und links).